Frage zur „richtigen“ Drehrichtung des Heckrotors

<zurück


Hallo Herr Schlüter,

> Wie wichtig ist die nach Ansicht der meisten Modellheli-Piloten "richtige"
> Drehrichtung des Heckrotors, also unteres Blatt vorlaufend?
> Bei manchen Konstruktionen ist leider die Drehrichtung nicht oder nur
> unter Aufwand zu ändern, der Einbau einer Mechanik in einen schönen Rumpf
> droht daran zu scheitern, weil der Rumpf eben für einen Heckrotor auf
> der anderen Seite vorgesehen ist.
>
> Die Erfahrung zeigt, man kann durchaus mit einem "falsch" laufenden Heckrotor
> fliegen. Nun wäre ich doch sehr an Ihrer kompetenten Meinung interessiert.
> Natürlich habe ich Ihre "Bibel" zu Rate gezogen, aber keinen entsprechenden
> Vermerk gefunden.
>
> mit freundlichen Grüßen .......


Meine Antwort:

Spontan sehe ich da keinen Unterschied.
Aber lassen Sie mich mit einem Beispiel nachdenken:
Der Heckrotor:
Er ist auf der linken Seite, von links gesehen rechts herum drehend. Bei schnellem Vorwärtsflug wird das untere Blatt mehr, das obere Blatt weniger angeströmt. Der Effekt ist ein Rollmoment nach rechts.
Der Hauptrotor:
Er dreht von oben gesehen rechts herum. Das linke Blatt wird beim Vorwärtsflug mehr, das rechte Blatt weniger angeströmt. Das ergibt ein Rollmoment nach rechts.
Schlussfolgerung 1:
Das Rollmoment des (von oben gesehen) rechtsdrehenden Hauptrotors wird durch das Rollmoment des (von links gesehen) ebenfalls rechtsdrehenden Heckrotors verstärkt.
Schlussfolgerung 2:
Das Rollmoment des (von oben gesehen) rechtsdrehenden Hauptrotors würde durch das Rollmoment eines (von links gesehen) linksdrehenden Heckrotors abgeschwächt.
Überlegung:
Die mittlere Anströmgeschwindigkeit eines 20cm großen Heckrotors beträgt bei etwa 4.000 Umdrehungen grob berechnet 120 Km/h. Bei 60 Km/h Fluggeschwindigkeit wird das voreilende Blatt also mit 180 Km/h, das rückeilende Blatt mit 60 Km/h angeströmt. Ein deutlicher Unterschied, aber die daraus resultierende Kraft ist beim Heckrotor um ein Vielfaches kleiner als beim großen Hauptrotor und natürlich wirkt sie beim Heckrotor an einem bedeutend kleineren Hebelarm.
Ergebnis:
In der Praxis dürfte die Drehrichtung des Heckrotors unbedeutend sein. Ich glaube nicht, dass das Flugverhalten irgendwie merklich beeinflusst wird. Wer das zu spüren meint, kann ja die Drehrichtung ändern. (Kegelrad auf die andere Seite oder Riemen 180° drehen)

Dieter Schlüter

<zurück