So ratlos, wie diese (fast ausnahmslos aus Fachleuten bestehende) Jury beim ersten internationalen Hubschrauber-Wettbewerb 1968 in Harsewinkel war, so ratlos waren eigentlich alle, die sich so ab etwa 1966/67 mit dem Thema RC-Modellhubschrauber befassten. Aber warum klappte das nicht ?? |
Die eine Gruppe (zu der auch ich anfangs gehörte) orientierte sich an der Technik des Großhubschraubers, stand unter dem "beratenden" Einfluß von Informationen aus der Großhubschrauber-Szene und wollte gleich den perfekten Alleskönner-Heli.
Die andere Gruppe orientierte sich an den damals vereinzelt zu sehenden kleinen und ungesteuert freifliegenden Helis mit auf dem Rotor montierten 0,5ccm-Motor mit Propeller, die den Rotor durch sein Gegendrehmoment antrieb.
Beiden Gruppen war gemeinsam, daß es keine brauchbaren Erfahrungswerte gab. Was beispielsweise darf ein Heli eigentlich wiegen, was schafft ein damals üblicher 10ccm-Motor, wie groß darf oder kann ein Rotor sein, wie macht man Rotorblätter, wie groß dürfen die sein, welches Profil, wie viele Rotorblätter? Wie macht man ein Getriebe, welche Untersetzung, was ist mit einem Heckrotor, wo bekommt man Kugelgelenke her, welche Steuerkräfte treten überhaupt auf, schaffen das die Servos überhaupt ???
Nur durch ständiges experimentieren und logisches Weiterentwickeln kam man voran. Bei meinen Versuchen ergab sich nach und nach ein Rotordurchmesser von etwa 1,6 bis 1,7 Metern Durchmesser, Zweiblattrotor mit Steuerung nach System BELL, 55 bis 60mm Rotorblattbreite, etwa 1.200 Rotorumdrehungen pro Minute, Getriebeuntersetzung etwa 1:9 zum Hauptrotor, 10ccm-Motor, Heli-Gewicht so um die 4,5 Kg. Damit gab es die ersten Hüpfer, das schien richtig zu sein.
Aber ..... Sobald der Heli sich auch nur etwas vom Boden erhob, begann er sich um die Hochachse zu drehen und alles war zu spät. Das Gegendrehmoment des Hauptrotors war einfach nicht in den Griff zu bekommen und so lange es nicht gelang, den Heli auf Kurs zu halten, war es unmöglich, den Hauptrotor zu steuern.
Also ignorierte ich zunehmend bei den Flugversuchen die kollektive Blattverstellung und steuerte den Auftrieb nur noch durch eine Veränderung der Rotordrehzahl. Analog dazu änderte der Heckrotor ebenfalls seine Drehzahl und das ergab, bei guter Abstimmung, einen fast perfekten Ausgleich des Drehmomentes.
Das klappte (Ende 1969) auf Anhieb! Sofort konnte ich mich auf die Hauptrotorsteuerung konzentrieren und kontinuierlich kleine Modifikationen vornehmen und von Versuch zu Versuch lernte ich dazu und merkte, dass ein ferngelenkter Modellhubschrauber irgend wann mal Wirklichkeit werden wird.
Im Verlauf der vielen Versuche merkte ich, dass eine Stabilisierungsstange mit außen angebrachten Gewichten recht gut funktionierte, der Hubschrauber damit auch sehr stabil schwebte aber sich in der Flugrichtung nicht steuern ließ. So kam ich auf die Idee, nicht nur den Hauptrotor sondern auch die Stabilisierung zu steuern. Also montierte ich an die Stabilisierungsstange statt der einfachen runden Gewichte kleine Steuerflügel. Diese Flügel wurden von der Taumelscheibe zyklisch bewegt. Damit steuerten die Flügel die Stabilisierungsstange in die jeweils gewünschte Flugrichtung und dieser Lageänderung folgte automatisch der Hauptrotor.
Das funktionierte auf Anhieb bestens und damit gelangen mir erste längere und halbwegs kontrollierte Flüge am Jahreswechsel 1969/1970 auf dem Flugplatz in Egelsbach bei Frankfurt/Main.
Als ich merkte, dass das Heben/Senken mit Drehzahlregelung bestens funktioniert und ich die kollektive Blattverstellung fast nie nutzte, vereinfachte ich die ganze Steuerung. Ich verzichtete völlig auf die nicht mehr zwingend notwendige kollektive Blattverstellung und steuerte die Hauptrotorblätter nur noch direkt über die Stabilisierungsstange an.
Zum Steuern diente zum Ende dieser Reduzierungen nur noch eine
mit Steuerflügeln versehene, durchgehende und drehbare Stabilisierungsstange.
(Das waren u.A. wesentlichen Merkmale meiner ersten Patentanmeldung)
Diese durchgehende und verdrehbare Stabilisierungsstange hatte den Vorteil, dass die Steuerflügel jetzt gemeinsam durch Verdrehen der Stange gesteuert wurden. Das ergab eine erhebliche Vereinfachung der Konstruktion und einen natürlichen Gewichtsausgleich zwischen den Steuerflügeln.
Dann ließ ich die Verstellmöglichkeit der Hauptrotorblätter ganz weg und montierte sie mit einem konstanten Anstellwinkel direkt an einer gemeinsamen, sogenannten "Wippe". Diese "Wippe" ihrerseits wurde direkt von der durchgehenden Stabistange gesteuert.
Das war die Grundlage für die verblüffend einfache Mechanik meines weltweit ersten wirklich steuerbaren RC-Hubschraubers Anfang 1970 und meiner Patentanmeldungen.
Erst einige Jahre später, als allgemein mehr Flugerfahrung vorhanden war, die Ansprüche an die Steuerbarkeit größer wurden und das Drehmoment (durch mechanischen Ausgleich und Heckrotorkreisel) einigermaßen beherrschbar wurde setzte ich wieder die kollektive Blattverstellung in Kombination mit meiner inzwischen ausgereiften Steuerung ein.
Was war denn nun die Lösung und der eigentliche Durchbruch ?
Eigentlich (kann man hinterher immer sagen) ganz simpel:
Die Lösung war:
Die extreme Vereinfachung der Steuertechnik auf ein absolutes Minimum mit dem Ziel, überhaupt erst einmal mit dem Gerät in die Luft zu kommen, das verflixte Wegdrehen zu verhindern und das Steuern und Fliegen zu lernen. Dazu kam, dass der einfache Rotor bei Bruchlandungen einfach zu reparieren und justieren war. Ein ganz wesentlicher Vorteil.
Also,
keine kollektive Blattverstellung,
keine Verstellung für Autorotation (wozu auch, wenn man sowieso nicht hoch kommt),
keine komplizierten verstellbaren Blattanschlüsse,
keine Schlag- oder Schwenkgelenke,
keine komplizierten Steuerteile und Mischhebel usw.
Sondern,
einfach aufgebauter unkomplizierter Rotorkopf,
einfache durchgehende Stabistange mit Flügeln,
einfache Steuerung durch Verdrehen der Stabistange mit nur einem Gestänge,
einfache Montage der Stabistange direkt an der "Wippe"
einfach Heben/Senken durch Gasgeben und Drehzahländerung,
einfach .... fliegen, fliegen, fliegen.
Zu allem kam dann noch eine tüchtige Portion Ehrgeiz und Durchhaltevermögen.